Abb: Lucas, Eduard; Oberdieck, G.C.: Pomologische Monatshefte
Die Erntezeit des weißen Klarapfel beginnt Mitte Juli und reicht bis Ende August. Er muss kurz nach der Ernte gegessen oder verarbeitet werden, da er schnell mehlig wird. Länger als 14 Tage sollte er nicht gelagert werden. Da seine Schale sehr druckempfindlich ist, ist bei der Ernte Fingerspitzengefühl gefordert.
Verarbeitung: Apfelmus, Apfelstrudel oder als Tafelapfel. Apfelsaft ist möglich aber eher selten.
Der Baum ist ein hervorragender Nektar- und Pollenlieferant. Gerade im April ist er unverzichtbar für Wildbienen. Später bietet er vielen Raupenarten Nahrung und Verpuppungsmöglichkeiten. Ein hoher Wert kommt ihm auch als Vogelschutz- und Vogelnährgehölz zu.
Die Geschichte des weißen Klarapfels beginnt womöglich in Russland, dort sind mehrere Klarapfelsorten bekannt. Sie wurden im 18. Jahrhundert von russischen Pomologen beschrieben. Seine hohe Toleranz gegen Kälte könnte als Indiz dafür gelten.
Für seine Verbreitung sorgte die Gärtnerei Wagner aus Riga (Lettland). Als Ursprungsnamen sind Nalivjone holoje, Pomme de Raval, Bely naliv bekannt. Die Gärtnerei Wagner lieferte 1852 die ersten Klaräpfel an die Baumschule Leroy in Frankreich, diese sorgte für den Siegeszug des weißen Klarapfels durch Europa.
Da die weißen Klaräpfel auch eisige Kälte vertragen, können sie bis in hohe Lagen angebaut werden. 1913 wurde von guten Erträgen in der Schweiz auf 1450 m ü. M. berichtet.
Zu seiner weiten Verbreitung trägt sicherlich auch bei, dass er sich auf allen Unterlagen gut erziehen lässt. Ein Manko ist seine Anfälligkeit für Blutlaus, Obstbaumkrebs und bei Trockenheit auch Mehltau.
Namen
Auf Grund eines Missverständnisses wurde der weiße Klarapfel auch Klara-Apfel genannt. Ebenfalls gebräuchliche Namen waren durchsichtiger Sommerapfel oder weißer Transparentapfel.
Auf frühere Agro-Forst-Wirtschaft deuten die Namen Kornapfel, Weizenapfel, Haferapfel oder Ährenapfel hin. Die reifen Äpfel fielen womöglich in noch nicht geerntete Getreideäcker und gaben den Äpfeln ihren Name. Die Getreideäcker befanden sich im Süden Deutschlands gerne unter den Bäumen einer Streuobstwiese.
Den frühen Erntezeitpunkt zeigen die Namen Johanniapfel, Jakobiapfel, Augustapfel oder Sommerscheibe. In Frankreich heißt der weiße Klarapfel – Grand Sultan oder Transparent de St. Léger.
Blütezeitpunkt
Der Baum blüht früh bis mittelfrüh (April-Mai) und langanhaltend. Besonders wertvoll macht den weißen Klarapfel auch seine Eigenschaft als sehr guter Befruchter für z.B. Schöner von Boskoop, Cox Orange Renette, Danziger Kantapfel, Goldparmäne, Jakob Lebel oder Horneburger Pfannkuchenapfel. Seine Befruchtung übernehmen, neben vielen anderen, Alkmene, James Griefes, Jonathan oder Ontario
Was bedeutet das für die Streuobstwiese Mühlenkampstraße?
Auf der Wiese an der Mühlkampstraße ist der weiße Klarapfel recht verbreitet. Allerdings muss er auf Grund seiner Wuchseigenschaften regelmäßig geschnitten werden um ihn vor Vergreisung und Totholz zu schützen. Wegen seiner Neigung zu Baumkrebs ist ein besorgter, jährlicher Blick auf ihn kein Fehler.
Als sehr guter Befruchter für die dort stehenden Apfelsorten ist er ein Gewinn. Sein hoher Wert als guter Pollen- und Nektarlieferant im April und Mai sowie seine Bedeutung als Futter und Lebensraum für bis zu 24 Raupenarten machen ihn zum Biotop-Helden.
Weiterführende Links:
(Microsoft Word – Wei\337er Klarapfel.doc) (obstsortendatenbank.de)


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