Baumnummer: 32 –
An einem regenfeuchten Dezembertag bin ich über die Streuobstwiese Mühlenkampstraße gegangen. Immer wieder fallen mir die hutzeligen, knorrigen Bäume in der Mitte auf. In diesem Jahr wurde mein Bestimmungsversuch bestätigt, die Apfelsorte ist James Grieve. Heute leuchtete mir ein kleiner, roter Apfel aus dem Gras entgegen. Ein wenig schorfig, ein wenig unsymmetrisch aber so ein bezaubernder Lichtblick in der wintergrauen Welt.
Der James Grieve ist eine traditionsreiche Apfelsorte mit einer langen Geschichte und besonderen Eigenschaften. Hier eine detaillierte Beschreibung der Frucht, des Baums und seiner Geschichte:
Beschreibung der Frucht
• Aussehen:
Die Frucht hat eine mittelgroße bis große Größe mit einer unregelmäßig rundlichen Form. Die Schale ist dünn, glatt und gelblich-grün mit roten Streifen, die bei voller Reife eine rote Deckfarbe annehmen. Manchmal schimmert sie leicht wachsig.
• Fleisch:
Das Fruchtfleisch ist weiß bis cremefarben, saftig und fein strukturiert.
• Geschmack:
Der Geschmack ist angenehm ausgewogen, mit einer frischen, süß-säuerlichen Note. Besonders am Anfang der Reifezeit ist die Säure stark ausgeprägt, wird aber mit Lagerung milder und süßer.
• Erntezeit:
Reif ab Ende August bis September. Die Früchte sind früh genussreif, können aber nicht lange gelagert werden (ca. 4–6 Wochen).
• Verwendung:
Der James Grieve eignet sich hervorragend als Tafelapfel, für Apfelmus, Apfelsaft und Kuchen, da er beim Backen seine Form gut behält.
Beschreibung des Baums
• Wuchs:
Der Baum wächst mittelstark und entwickelt eine ausladende, eher offene Krone. Er ist nicht sehr hoch und daher leicht zu pflegen.
• Blätter:
Mittelgroße, längliche Blätter mit einer leicht gezahnten Kante und einer matten, grünen Oberfläche.
• Blüte:
Die Blütezeit liegt im mittleren bis späten Frühjahr. Die Blüten sind empfindlich gegenüber Spätfrost, weshalb ein geschützter Standort vorteilhaft ist.
• Ertrag:
Der James Grieve trägt regelmäßig und früh, ist jedoch anfällig für Fruchtfall, weshalb ein rechtzeitiges Pflücken wichtig ist.
• Standort und Pflege:
Bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte mit durchlässigem, nährstoffreichem Boden. Der Baum ist eher empfindlich gegenüber Nässe und Spätfrost, wächst aber gut in milden, geschützten Lagen.
Geschichte der Sorte
• Herkunft:
Der James Grieve stammt aus Schottland und wurde Ende des 19. Jahrhunderts von James Grieve, einem Gärtner aus Edinburgh, gezüchtet. Er entstand vermutlich aus einer Kreuzung von Cox Orange mit einer unbekannten Sorte.
• Verbreitung:
Die Sorte wurde 1893 erstmals durch die Baumschule Dickson’s Nursery in Edinburgh kommerziell vertrieben und erlangte schnell Beliebtheit in Großbritannien und Mitteleuropa.
• Bedeutung:
Der James Grieve war im 20. Jahrhundert eine der wichtigsten Sorten für den Haus- und Erwerbsanbau. Er wurde für seine Vielseitigkeit und seinen hervorragenden Geschmack geschätzt.
• Heute:
Aufgrund seiner geringen Lagerfähigkeit und der Anfälligkeit für Krankheiten (z. B. Schorf, Mehltau) wurde er in großen Plantagen durch modernere Sorten ersetzt. Im Hobbygarten und in Streuobstwiesen ist er jedoch weiterhin beliebt.
Besonderheiten
• Bestäubung:
Der James Grieve ist ein guter Pollenspender und kompatibel mit vielen anderen Apfelsorten. Er selbst benötigt aber eine Fremdbestäubung, etwa durch Sorten wie Cox Orange, Elstar, oder Golden Delicious.
• Charakter:
Er gehört zu den sogenannten Frühäpfeln, die sich durch frühe Genussreife und einen frischen Geschmack auszeichnen.
• Kultureller Wert:
Die Sorte gilt als Klassiker unter den Äpfeln und hat sich durch ihre geschmackliche Qualität und die historische Bedeutung einen Platz in der Geschichte der Obstbaukultur gesichert.
Der James Grieve ist somit eine zeitlose Sorte, die sowohl geschmacklich als auch geschichtlich ein Highlight für Apfel-Liebhaber darstellt.


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