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Das Geheimnis des Apfelsafts

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Leo saß am Küchentisch und nahm einen großen Schluck vom frisch gepressten Apfelsaft, den sein Vater aus dem Keller geholt hatte. Der Geschmack war süß und herb zugleich, und als er den Duft tief einatmete, wurde ihm plötzlich schwindelig. Er schloss die Augen – und als er sie wieder öffnete, war er nicht mehr in der Küche.

Er stand auf einem geschäftigen Hof. Es war Herbst, und Bauern brachten auf großen Pferdekarren ihre Apfelernte zur Saftpresse. Die Luft war erfüllt von dem süßig-sauren Geruch vergorener Äpfel und dem Schweiß der Männer, die die Obstpresse bedienten. Mächtige Holzfässer polterten über den Boden, während die Bauern sich geschäftig unterhielten.

Ein alter Bauer, dessen Gesicht von der Sonne gegerbt war, wartete darauf, dass seine Äpfel gepresst wurden. Er entdeckte Leo und nickte ihm freundlich zu.

„Junger Mann, bist du neu hier?“ fragte er.

Leo stammelte: „Ich… ich glaube schon. Wo bin ich?“

Der Bauer lachte. „In unserer Mosterei! Hier machen wir aus unseren Äpfeln Most. Für uns Bauern ist er wertvoller als Gold. Er bringt uns durch den Winter, löscht den Durst nach harter Arbeit und ist oft das einzige, was wir in schlechten Jahren haben.“

Leo sah zu, wie die Männer die reifen Äpfel in die riesige Presse schütteten. Ein schwerer Holzbalken wurde heruntergedrückt, und goldener Saft floss in eine große Holzwanne. „Das ist ja unglaublich!“ staunte er.

Der alte Bauer nickte. „Jeder Tropfen erzählt die Geschichte unserer Erde, unserer Bäume und unserer Familien.“

Plötzlich wurde Leo wieder schwindelig. Die Geräusche der Mosterei verklangen, und als er blinzelte, saß er wieder am Küchentisch. Das Glas Apfelsaft stand noch vor ihm.

Er lächelte und nahm einen weiteren Schluck. Nun wusste er, dass er mit jedem Glas Apfelsaft ein kleines Stück Geschichte in den Händen hielt.