Von der Blüte zum Apfel – Bestäubung und Befruchtung beim Apfelbaum
Jedes Jahr im Frühling beginnt ein faszinierender Prozess in unseren Obstgärten: Die Apfelbäume stehen in voller Blüte, und mit Hilfe von Bienen, Wind und Wetter beginnt die Reise vom zarten Blütenkelch zum knackigen Apfel. Doch was genau geschieht dabei – und was braucht ein Apfelbaum, um erfolgreich Früchte zu tragen?
Fremdbestäubung – Warum Apfelbäume nicht allein können
Apfelbäume sind selbstunfruchtbar, das heißt: Der eigene Pollen reicht nicht aus, um Früchte zu bilden. Damit eine Blüte befruchtet werden kann, braucht sie den Pollen einer anderen, genetisch kompatiblen Apfelsorte. Diese Art der Fremdbestäubung wird in der Natur vor allem durch Insekten ermöglicht – an erster Stelle: Honigbienen und Wildbienen.
Damit es zur Bestäubung kommt, müssen:
• Zwei (oder mehr) unterschiedliche Apfelsorten in der Nähe wachsen.
• Beide Bäume zur selben Zeit blühen (Blüteüberschneidung).
• Genügend Bestäuberinsekten aktiv sein.
In Obstgärten werden meist gezielt passende Sorten nebeneinander gepflanzt, um die Bestäubung sicherzustellen.
Der Ablauf – Von der Bestäubung zur Befruchtung
1. Bestäubung:
Insekten tragen Pollen von den Staubblättern einer Blüte zur Narbe einer anderen. Das ist der erste Schritt – aber noch nicht die Befruchtung selbst.
2. Befruchtung:
Nach der Bestäubung wächst ein sogenannter Pollenschlauch von der Narbe durch den Griffel hinunter zum Fruchtknoten, wo sich die Eizellen befinden. Erst wenn eine dieser Eizellen vom männlichen Pollenkern befruchtet wird, beginnt die Fruchtentwicklung.
Diese Prozesse müssen innerhalb eines engen Zeitfensters von 1 bis 3 Tagen nach dem Öffnen der Blüte ablaufen, da die Eizellen nur kurz befruchtungsfähig sind.
Bedingungen für eine erfolgreiche Bestäubung
Der Erfolg der Bestäubung hängt stark von den Umweltbedingungen während der Blütezeit ab:
• Temperatur: Ideal sind Werte zwischen 15 und 20 °C. Unter 10 °C sind Bienen kaum aktiv.
• Wetter: Trockenes, sonniges Wetter fördert den Insektenflug. Regen, starker Wind oder Frost können die Bestäubung verhindern.
• Insektenaktivität: Ohne Bienen oder andere Bestäuber gibt es keine oder nur sehr geringe Fruchtbildung. Deshalb ist Insektenfreundlichkeit im Garten ein wichtiges Thema.
Warum die Befruchtung die Fruchtqualität beeinflusst
Nicht jede befruchtete Blüte wird automatisch zu einem perfekten Apfel. Ein Apfel entsteht aus einem Fruchtknoten, der mehrere Samenanlagen enthält. Nur wenn alle Anlagen befruchtet werden, entwickelt sich ein gleichmäßig geformter, großer Apfel. Unvollständige Befruchtung führt oft zu kleinen oder verformten Früchten.
Fazit
Die Bestäubung und Befruchtung der Apfelbäume ist ein empfindlicher, aber faszinierender natürlicher Vorgang – entscheidend für eine reiche Ernte und hochwertige Früchte. Wer Bienen fördert, mehrere Sorten pflanzt und auf günstige Standortbedingungen achtet, trägt aktiv zum Erfolg dieses Vorgangs bei.
🧭 Tipp:
Wer im eigenen Garten Apfelbäume pflanzt, sollte mindestens zwei unterschiedliche Sorten wählen, die zur gleichen Zeit blühen.
Und: Ein Insektenhotel, blühende Kräuter und Wildblumenwiesen helfen, die Bestäuber anzulocken.


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